véritable 2018 – Interview mit Theresa Breuer vom Weingut Georg Breuer


Bei sommerlichem Wetter hatte ich auf der véritable 2018 die Möglichkeit die 34-jährige Winzerin Theresa Breuer, die das 1880 gegründete Familienweingut aus dem Rheingau seit 14 Jahren führt, ein paar Fragen zu stellen und ihre Weine zu probieren. Zusammen mit dem Betriebsleiter Hermann Schmoranz und dem Kellermeister Markus Lundén bewirtschaftet sie 34 Hektar in den besten Rüdesheimer und Rauenthaler Lagen. Ihr Vater Bernhard Breuer, der das Weingut in den früher 1980er Jahren zu internationalem Renommee führte, verstarb 2004 unerwartet, sodass Theresa mit 19 Jahren in große Fußstapfen treten musste und seitdem für die Vision ihres Vaters kämpft. Mich haben die Einträge von Bernhard Breuer, der zwischen 1999 und 2004 ein Internettagebuch führte, das auf der Weingutsseite verfügbar ist, sehr beeindruckt und ich wünsche Theresa und dem Weingut weiterhin alles Gute.

Germana: Wie beurteilen Sie die Entwicklung des Rheingaus in den letzten Jahren?

Theresa: Der Rheingau ist klassisch etabliert und damit keine Region des großen Aufbruchs, nichtsdestotrotz gibt es auch auch immer neue Generationen. Der Umbruch ist aber nicht zu stark wie in anderen Weinregionen. Im Rheingau gibt es schon lange die Vermarktung in der Flasche, was ja in den anderen Regionen teilweise der Schlüsselmoment der jungen Generation war.

Germana: Neben den über 80% Rieslingreben stehen außerdem die beiden historischen Rebsorten Orléans und Heunisch in den Weinbergen. Was ist hier der Hintergrund?

Theresa: Wir wollen die Geschichte der Region abbilden. Orleans ist eine Rebsorte, die bis zum 18. Jahrhundert im Rheingau und insbesondere im Rüdesheimer Schlossberg stark verbreitet war. Wir wollen die Tradition wieder aufleben lassen und bauen seit 2000 mit ca. 500 Weinstöcken eine kleine Menge Orleans an, die im einem kleinen Holzfass ausgebaut wird. Auch Weißer Heunisch, ein Elternteil des Rieslings und des Chardonnays, steht seit 2004 auf einer kleinen Terrasse im Berg Rottland und wird interessierten Kunden als Rarität angeboten.

Germana: Den Riesling Rüdesheimer Berg Schlossberg schmückt seit 1980 jedes Jahr ein individuell gestaltetes Etikett eines Künstlers. Wie werden die Künstler ausgesucht?

Theresa: Die Etiketten „passieren“ einfach jedes Jahr durch Begegnungen mit Künstlern, die einen Bezug zum Wein haben. Der Künstler entscheidet selbst wie er das Etikett gestalten möchte. Entlohnt wird der Künstler dann entsprechend mit Wein. Er tauscht also praktisch sein Kunstwerk gegen Wein.

Germana: Haben Sie einen Lieblingswein?

Theresa: Das ist jeden Tag ein anderer. Es wäre auch ein bisschen limitierend, wenn ich unsere Weine nicht mögen würde. Ich mag natürlich unsere Schatzkammerweine sehr gerne, die aber auch nur zu besonderen Momenten getrunken werden. Sehr schön ist es auch, wenn mich die einfachen Weine überraschen. Ehrlicherweise trinke ich aber nach Feierabend lieber Weine anderer Winzer und nicht meine eigenen.

Germana: Wie sehen Ihre Pläne aus?

Theresa: Wir haben immer noch Potenzial an uns selbst zu arbeiten. Ich möchte nicht jedes Jahr einen neuen Wein kreieren, sondern finde, dass wir jedes Jahr mit unseren Aufgaben sehr gut ausgelastet sind und uns in der Kontinuität bewähren möchten. Mir ist bisher nicht langweilig geworden und ich bin gespannt, wie es weitergeht.

Germana: Welches Kompliment zu Ihrem Wein hat Sie bisher am meisten gefreut?

Theresa: Ich freue mich, wenn wir Kunden mit dem Reifepotenzial unserer Weine überraschen können. Dies zeigt wie Weine die Idee von der Zeit transportieren können und das gilt nicht nur für die ganz hochwertigen Weine.

Germana: Haben Sie eine Speiseempfehlung zu Ihren Weinen?

Theresa: Da unsere Weine puristisch und elegant sind, werden oft Meeresfrüchte oder Fisch empfohlen. Da ich dagegen aber allergisch bin, empfehle ich eher herzhafte bodenständige Gerichte wie einen saftigen Schweinebauch.

Germana: Sie haben Ihr Erfolgsgeheimnis mal mit „Harte Arbeit und der Zufall ist das gewisse Extra“ beschrieben. Was verstehen Sie unter dem „gewissen Extra“?

Theresa: Wir haben alle einen Plan, aber reagieren andererseits auch viel aus dem Bauch heraus. Letztendlich beeinflussen sehr viele Faktoren unser Handeln und wir sollten uns davon befreien Kontrollgewalt anzulegen. Man muss den Zufall einfach annehmen und es hilft manchmal auch, wenn mal etwas schief geht. Es gibt einem die Möglichkeit etwas beim nächsten Mal ein Stück besser zu machen.

Verkostungsnotizen zu den Weinen:

  • 2010 Georg Breuer Brut Sekt (33€): Der Grundwein aus Grauburgunder, Spätburgunder und Weißburgunder hat nach der ersten Gärung 6 Jahre im Rahmen der klassischen Flaschengärung auf der Hefe gelegen. Er ist animierend, mineralisch mit leicht nussigen Anklängen.
  • 2017 „Estate“ Rauenthal Riesling (14€): Die Bezeichnung „Estate“ für die Ortsweine wurde bereits von Bernhard Breuer eingeführt und spiegelt die Internationale Ausrichtung des Weinguts wieder. Der Rauenthaler Riesling ist saftig mit Zitrusaromen und einer schönen Mineralität.
  • 2016 Terra Montosa Rheingau Riesling (18€): Das Cuvée aus den vier wichtigsten Lagen des Weinguts gibt es seit 1990. Er ist durch die rotfruchtigen Aromen gepaart mit seiner Konzentration und Zugänglichkeit ein wunderbares Beispiel für den exzellenten Ruf des Rheingaus für trockene Weine.
  • 2016 Berg Rottland Rüdesheim Riesling (36€): Diese steile Große Gewächs Lage zeigt sich noch sehr verschlossen, aber man erkennt das schlummernde Potenzial: Gelbe Frucht gepaart mit einer feinen Rieslingwürze.
  • 2014 Berg Roseneck Rüdesheim Riesling (30€): Die weitere Große Gewächs Lage soll eigentlich erst immer 5 Jahre nach der Ernte in den Verkauf kommen, wird aber ausnahmsweise ab September 2018 verfügbar sein. Der 2013er liegt noch im Keller und wird damit mindestens 6 Jahre Reifezeit bekommen. Der Wein hat eine elegante Extraktsüße gepaart mit Mineralität und einem langen Abgang.

Weitere Informationen zum Weingut unter http://georg-breuer.com