Auf der Véritable am 4. Juli hatte ich die Möglichkeit ein exklusives Doppelinterview mit den Gründern des Weinguts FIO (Dirk van der Niepoort, Daniel van der Niepoort und Philipp Kettern) und Markus Schneider zu führen.
Hintergrund Markus Schneider: Die Erfolgsstory des Winzers aus Ellerstadt in der Pfalz sollte jedem halbwegs weininteressierten Menschen bekannt sein oder ist zur Genüge im Internet verfügbar.
Hintergrund FIO: Wie in meinem Artikel beschreiben, wurde das Weingut in Piesport an der Mosel Anfang Juni 2016 gegründet. Als Korrektur zu diesem Artikel ist zu vermerken, dass Dirk Niepoort das Familienunternehmen Niepoort Vinhos nicht verlassen wird (siehe Falstaff) und daher FIO eher als Joint Venture mit dem Weingut Lothar Kettern zu sehen ist.
Wie sieht Eure Vision aus? Wo wollt ihr Eurer Weingut in den nächsten Jahren entwickeln?
Markus Schneider: Eigentlich ist momentan alles genau so wie es sein soll. Ich möchte nicht mehr wachsen, sondern an der Qualität arbeiten. Nur wenn mir ein paar gute Lagen zum Kauf angeboten würden, wäre das eine Option. Mein Weingut hat innerhalb von viel kürzerer Zeit als erwartet meine Vision erfüllt. Die aktuelle Situation ist wirklich schon perfekt.
Dirk Niepoort: Markus ist dann wirklich in einer sehr komfortablen Lage, wenn er nicht wachsen will bzw. entscheiden kann zu wachsen.
Markus Schneider: OK, beim Thema Export haben wir sicher noch etwas Luft. Wir wollen die Exportmärkte in den nächsten Jahren stärker entwickeln.
Dirk Niepoort, FIO: Wir haben uns 2012 kennen gelernt und in den letzten Jahren eher Weine zusammen getrunken. Nach dem gemeinsamen Wein Philipp ist es nun an der Zeit ein gemeinsames Weingut hochzuziehen. Die Etiketten unserer ersten vier Weine, die wir heute zum ersten Mal der Fachwelt vorstellen, sind erst vor ein paar Tagen fertig geworden. Heute ist für uns ein sehr wichtiger Tag für uns.
Wie sehen Eure konkreten nächsten Schritte aus?
Markus Schneider: Wie bereits angesprochen würden wir gerne die unterschiedlichen Exportmärkte stärker entwickeln und die Gastronomie weltweit beliefern. Momentan verkaufen wir 25% unserer Weine ab Hof und beliefern die Gastronomie eher indirekt über unsere Händler.
Philipp Kettern, FIO: Unsere Idee war eigentlich zuerst nur auf dem deutschen Markt aktiv zu sein, aber es gibt schon internationale Anfragen. In Deutschland wird Hendrik Thoma unsere Weine vertreiben. Wichtig ist natürlich für uns auch in die Gastronomie zu kommen, daher bietet sich heute das perfekte Publikum.
Wie sieht Eure Aufgabenteilung im Weingut aus?
Markus Schneider: Aus meiner Sicht ist wichtig, dass man sich am Anfang um alle Bereiche kümmert und später die Aufgaben jeweils an die richtigen Leute abgibt. Ich bin momentan sehr zufrieden wie es läuft und mit meinem Team gut aufgestellt.
Daniel Niepoort, FIO: Uns ist wichtig ehrliche Weine zu machen und „weniger ist mehr“ wie mein Vater gerne sagt. Ich bin für FIO nach Piesport an die Mosel gezogen um mit Philipp FIO aufzubauen. Es ist für mich eine tolle Gelegenheit die Erfahrungen der letzten 5 Jahre anzuwenden, aber bringt natürlich auch große Verantwortung mit sich.
Welche Philosophie verfolgt Ihr bei Euren Weinen?
Markus Schneider: Ich bin nicht der Mann, der zur Beschreibung seiner Philosophie die blumigen Worte besitzt. Meine Weine sollen den Leuten schmecken und Spaß machen. Ansonsten sollen meine Weine „zeitlos“ sein, was immer mehr angenommen wird, weil der Trend weg vom „schnellen Trinken“ geht.
Philipp Kettern, FIO: Wir wollen alte Mosel-Tradition aufgreifen und perfektionieren: Spontangärung, Ausbau zwei Jahre ohne Schwefel im großen alten Holzfässern, nur zur Füllung leichte Schwefelung, unter 12 % Alkohol. Unsere Weine sollen sich in der Flasche entwickeln.
Wie sehen Eure Prioritäten im Bezug auf Rebsorten aus?
Markus Schneider: Bezüglich der Rebsorten und Cuvées sehe ich das Weingut perfekt aufgestellt und möchte zurzeit nichts ändern. Wir haben beispielsweise mal überlegt einen der vier Rebsortenweine einzustellen, aber für jeden Wein gibt es seine Liebhaber. Hier drohte mir dann mein Steuerberater, dass er nicht mehr für mich arbeitet, wenn ich den Wein einstelle (Markus lächelt). Bezüglich der Lagenweine überlegen wir die Weine erst später auf den Markt zu bringen und auf diese Weise für unsere Kunden perfekt zu reifen. So ähnlich wie wir es mit dem Rotwein bereits jetzt schon machen. Das könnte aber auch von einigen als „Erziehung“ zum späteren Trinken gesehen werden.
Dirk Niepoort: Ich glaube, dass die Kunden bereit dafür sind und diesen „Service“ dankbar annehmen werden. Die Kunden haben heute einfach auch selbst schlechte Lagermöglichkeiten und besonders in Großstädten keinen Keller zum Weinlagern.
Daniel Niepoort, FIO: Unser Fokus liegt ganz klar auf dem Riesling, der einfach perfekt zur Mosel passt. Ansonsten denken wir schon über weitere Rebsorten nach, aber können dazu noch nichts konkretes sagen. Dafür müssten wir dann auch Weinberge zukaufen und haben hier auch schon einmal etwas angeschaut. Neuanpflanzung wäre für uns keine Option.
Wie seht Ihr die Zukunft des Deutschen Weinbaus?
Markus Schneider: Der Deutsche Weinbau hat in den letzten Jahren einen sensationelle Entwicklung vollzogen und ich sehe dies auch als Trend für die Zukunft.
Dirk Niepoort, FIO: Der Deutsche Weinbau besitzt eine wunderbare Dynamik. Ich finde es wunderbar wie sich in den Großstädten eine junge hippe Weinszene entwickelt. Die Weinszene setzt auf Authentizität und Persönlichkeit hinter den Weinen.
Wie sind Eure Einschätzungen des Jahrgangs 2016?
Markus Schneider: Aus meiner Sicht kann das ein guter Jahrgang werden. Das Wetter hat sich in der letzten Zeit positiv entwickelt. Vor allem die Bioverbände und Biowinzer sehen momentan die Probleme. Ganz ehrlich finde ich aber auch, dass man auch bei Problemen zu seiner Philosophie stehen und immer eine klare Linie verfolgen sollte.
Philipp Kettern, FIO: Aus unserer Sicht sieht es gut aus und wir sind optimistisch. Ansonsten frag uns nächste Ostern nochmal, dann können wir mehr sagen.
Welches Kompliment zu eurem Wein hat Euch bisher am meisten gefreut?
Markus Schneider: Für mich ist es immer ein großes Kompliment, wenn Kollegen ihre Weine mit mir tauschen. Daran merkt man, dass man etwas richtig macht. Ansonsten freue ich mich, wenn meine Frau den neuen Jahrgang probiert und sagt „Schneiderlein, diese beiden Weine bitte weglegen, die gefallen mir“
Dirk Niepoort, FIO: Angelo Gaja hat neulich beim Probieren einer meiner Weine gesagt „So einen Wein möchte ich auch gerne mal machen!“ Das hat mich sehr gefreut.
Weitere Infos:
http://www.black-print.net/
https://www.facebook.com/fiowines/
https://veritable.de